Kanton zahlt nichts an Kunstrasen

  24.08.2018 Baselbiet, Fussball

 

Ab 2005 sind mit Unterstützung aus dem kantonalen Sportanlagenkonzept Kasak 2 im Baselbiet innert kurzer Zeit zwölf Kunstrasen-Fussballfelder entstanden. Nun sind die ersten zur Sanierung fällig, etwa jenes auf dem Sissacher Tannenbrunn. Eine neuerliche kantonale Beteiligung an den Kosten lehnt die Regierung ab.

Daniel Schaub

Die Variante 3 hat sich verlockend angehört. Das durch starke Nutzung bereits zur Sanierung fällige Kunstrasenfeld auf den Sissacher Sportanlagen Tannenbrunn ist seit seiner Erstellung im Jahr 2005 zu klein für den offiziellen Meisterschaftsbetrieb im Elferfussball. Es fehlen mindestens vier Meter in der Länge und in der Breite, um die Homologierung beispielsweise für Spiele der 2.-Liga-Meisterschaft zu erhalten.

Da lag die Idee nahe, die Sanierung gleich mit einer Anpassung an die geforderten Masse zu verknüpfen – denn der Fussballklub mit seinen mittlerweile rund 300 Nachwuchsspielern würde gerne zur Entlastung der Naturrasenfelder auch vermehrt Wettbewerbsspiele auf dem Kunstrasen ausrichten, wie Präsident Peter Greinemann erklärt. Das spezialisierte Basler Sportanlagen-Unternehmen Novoter AG erstellte in den letzten Monaten im Auftrag des Hauptnutzers SV Sissach eine Machbarkeitsstudie mit Kostenberechnung.

«In keinem Verhältnis»
Die schmalste Variante in diesem Papier sah den Ersatz des bestehenden Kunstrasenteppichs und die Versetzung der zu nah am Spielfeld positionierten Leuchtmasten vor. Kostenpunkt 425 000 Franken; für eine modernere, unverfüllte Version würden zusätzlich Kosten von 76 000 Franken fällig. Eine mittlere Variante hätte eine leichte Vergrösserung des Spielfelds vorgesehen, allerdings nicht genügend, um für die 2. Liga die Berechtigung zu erhalten (Kostenpunkt 552 000 Franken).

Variante 3 war die Wunschausführung des Sportvereins – eine Vergrösserung, um alle Anforderungen für Wettbewerbsspiele in allen Klassen zu erfüllen. Zum veranschlagten Preis von über 1 Million Franken wären noch weitere Kosten (Erhalt Finnenbahn, Zugänge, Entwässerung, Hangsicherung und so weiter) hinzugekommen. «Ein solcher Ausbau hätte in keinem Verhältnis gestanden», sagt Gemeinderätin Beatrice Mahrer, zuständig für die Sport- und Freizeitanlagen in Sissach.

Gemeinde für Realersatz
Aus der Maximalvariante wird also nichts. Der Sissacher Gemeinderat hat noch vor den Sommerferien entschieden, dass es nur einen Realersatz geben wird. Der Sanierungsbedarf des Feldes wird zwar vom Gremium anerkannt, das Kunstrasenfeld sei aber damals als reiner Trainings- und nicht als Spielplatz konzipiert worden. «Die diesbezüglichen Einschränkungen waren schon beim damaligen Bau bekannt», so Mahrer.

In den Dossiers des Fussballverbands Nordwestschweiz ist das Sissacher Kunstrasenfeld denn auch nur als Trainingsplatz ausgewiesen. Die offiziellen aktuellen Spielfeldmasse liegen bei 86 Metern Länge und 53 Metern Breite. Für alle seine Wettspiele verlangt die Sportplatzkommission des Schweizerischen Fussballverbands ein Mass von 100 Metern Länge und 64 Metern Breite, wobei eine Abweichung bis zu maximal 10 Prozent bei schon vor 2013 erstellten Spielfeldern toleriert wird. Die Minimalgrösse läge demzufolge bei 90 Metern Länge und 57,6 Metern Breite. Da ist das Sissacher Feld noch immer ein gutes Stück davon entfernt. Zur Grössenproblematik kommen nicht bereinigte Situationen in Sachen Beleuchtung und Sicherheitsabständen hinzu. Der Gemeinderat hat nun einen Betrag von 500 000 Franken in den Investitionsplan eingestellt. Die Budget-Gemeindeversammlung im Dezember wird über die Position bestimmen, eine Sanierung könnte frühestens 2019 in Angriff genommen werden.

Keine Kantonsbeiträge
Die Gemeinde Sissach wird die Investition vollumfänglich selbst zu tragen haben. Der Baselbieter Regierungsrat hat es im Juni abgelehnt, finanzielle Beiträge an die Sanierung von Kunstrasenfeldern zu leisten. Das war damals bei den Zuschüssen für den Bau von insgesamt 15 Kunstrasenfeldern im ganzen Kanton auch schon so kommuniziert worden.

Die Regierung bleibt bei ihrer Haltung, dass «Betrieb und Unterhalt der Kunstrasenfelder Aufgabe der Gemeinden sind».


Warten in Gelterkinden und Oberdorf

das. Der SV Sissach wird wohl oder übel mit der Entscheidung leben müssen, dass er den Kunstrasen weiterhin nur als Trainingsfeld und als Spielfeld für den Kleinfeldfussball nutzen kann. Im Gegensatz zur Situation im Tannenbrunn nutzen die Oberbaselbieter Vereine FC Gelterkinden (Rasenfeld-Baujahr 2007), FC Oberdorf (2008), FC Diegten/Eptingen (2008), FC Bubendorf (2009) und FC Frenkendorf (2011) ihre Kunstrasen als Hauptspielfelder. Sie erfüllen demnach auch die erforderlichen Massvorgaben. Dasselbe gilt für das 2008 erstellte Kunstrasen-Nebenspielfeld des FC Liestal auf dem Gitterli, das neben dem noch etwas älteren Feld in Birsfelden als Nächstes zur Sanierung ansteht.
In Gelterkinden ist eine Sanierung für den Sommer 2021 vorgesehen – die Kosten belaufen sich, weil nur der Rasenteppich gewechselt werden muss und die Tragschicht noch intakt ist – auf rund 350 000 Franken. Die IG Wolfstiege und die Gemeinde werden sich in den nächsten Jahren über die Finanzierung einigen müssen. Beim FC Oberdorf ist aktuell kein Sanierungsbedarf festzustellen, wie Präsident Hansjörg Regenass bestätigt: «Es gibt derzeit kein Projekt unsererseits.»


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