Bäume werfen Äste ab

  14.08.2018 Hölstein

 

Eine Equipe der Bürgergemeinde Liestal hat am Donnerstag in Hölstein im Auftrag der Gemeinde und des Waldbesitzers drei Buchen gefällt. Sommerwärme und Trockenperioden hatten den Bäumen zugesetzt und bei starkem Wind hätten sie auf die Strasse stürzen können.

Alfred Kohli

Die Sommerhitze und die geringen Niederschläge machen dem Wald – vor allem den Buchen und Fichten – zu schaffen. Die Buche ist dabei der am weitesten verbreitete Waldbaum im Baselbiet. Im Forstrevier Sissach mit seinen 1400 Hektaren Wald etwa macht die Buche allein 53 Prozent des Gesamtbestandes aus, alle andern Laubbäume – wie Esche, Ahorn, Eiche und übrige – dagegen lediglich 23 Prozent. Die Laubbäume reagieren dieses Jahr bereits mit vorgezogenem Laubfall oder indem einzelne Äste oder ganze Kronenteile abgeworfen werden.

Einzelne Bäume oder ganze Baumgruppen sehen bereits jetzt so aus wie in anderen Jahren im September oder Oktober. Die «Volksstimme» wollte von Daniel Wenk, dem Revierförster in Liestal, Hölstein und weiteren Gemeinden wissen, wie es den Wäldern im Oberbaselbiet aus seiner Sicht gehe und wie viele Bäume vertrocknen würden. Gegen Trockenheit empfindliche und flachwurzelnde Bäume seien sicher gefordert, reagierten aber ganz natürlich auf den Wassermangel. Die Konsequenzen könne man abschliessend jedoch erst im nächsten Frühjahr beurteilen, wenn die Bäume austreiben – oder eben nicht. So Wenks pragmatische Antwort.

Laubbäume benötigen normalerweise grosse Wassermengen: An einem warmen Sommertag verdunstet eine ausgewachsene Buche etwa 300 Liter. Im Liestaler Wald allein stehen rund 100 000 Bäume und das ergibt eine Wassermenge, zu deren Transport täglich Tausend Zisternen-Lastwagen benötigt würden. Bewässern wäre sicher keine Option.

Die trockenen Bäume verursachen bei Waldbesuchern berechtigte Ängste. Bei der Bürgergemeinde Liestal sei bereits angerufen und gefordert worden, man solle doch an Waldrändern Warntafeln mit Hinweisen auf die Gefahren aufstellen. Wenk zweifelt, dass dies machbar sei, und denkt sogar, dass es die Bevölkerung in falscher Sicherheit wiegen könnte, wenn an anderer Stelle solche Tafeln dann fehlten. Wer in den Wald geht, begibt sich in einen Naturraum, der gewisse Gefahren birgt. Die Waldeigentümer können nicht für all ihre Bäume die Verantwortung übernehmen. Wer sich im Wald aufhalte, sei a priori eigenverantwortlich unterwegs, so Wenk. Bevor man das Auto unter einem Baum parkiere oder darunter das Pick-nick ausbreite, lohne sich ein kurzer Blick nach oben zur Baumkrone.

Die Ausgangslage ist etwas anders, wenn man sich auf Fuss- und Wanderwegen, Rast- und Parkplätzen bewegt – also designierten Infrastruktureinrichtungen. In diesem Fall sind die Besitzer grundsätzlich für die Sicherheit der Benutzer verantwortlich. Dies aber auch nur, wenn die Gefahr erkennbar war und der Waldbesitzer deren Beseitigung unterlassen hat.

Schnelles Handeln bei Gefahr
In Liestal und den anderen Gemeinden, deren Wälder die Bürgergemeinde Liestal betreut, werden Rastplätze und Wanderwege periodisch auf mögliche Gefahren überprüft und wenn solche erkannt werden, werden diese möglichst beseitigt. Die getroffene Massnahme muss dabei verhältnismässig sein – es kann nicht jeder dürre Ast entfernt werden. Besteht aber eine offensichtliche Gefahr, wird umgehend gehandelt. Darum wurden in Hölstein drei grosse, dürre Buchen in einem Privatwald an der Finelenstrasse gefällt, die vom lokalen Wegmacher als Risiko für Verkehr und Fussgänger erkannt worden waren.

Eine Equipe der Bürgergemeinde Liestal rückte mit vier Mann und drei Fahrzeugen Mitte Vormittag aus und die Bäume wurden einer nach dem andern fachmännisch gefällt. Dabei kommt moderne Ausrüstung zum Einsatz. In diesem Fall der Schlepper, ausgerüstet mit Winde, und das Team stand die ganze Zeit miteinander in Funkverbindung. Die dürren Bäume wurden über ein Kunststoffseil, das möglichst hoch am Stamm befestigt wurde, durch die Winde des Schleppers in die gewünschte Fallrichtung gezogen und ein Forstspezialist trennte gleichzeitig mit der Motorsäge den Stamm vom Strunk.

Zwei Mitarbeiter hielten während der kritischen Phasen den Verkehr auf der Strasse zurück. Ein weiterer Forstarbeiter bediente über Funk die Seilwinde am Schlepper und stellte sicher, dass der Baum an der gewünschten Stelle auf den Waldboden fiel. Die Bäume bleiben dort liegen, wenn der Waldbesitzer selber sie nicht als Brennholz nutzt. Die Arbeit war rasch erledigt. Wenn man aber den beträchtlichen Aufwand und die anfallenden Kosten berücksichtigt, wird schnell klar, warum im Wald nicht jeder Baum mit dürren Ästen gefällt werden kann – weshalb eben verhältnismässig vorgegangen werden muss.


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