Fake News bringen Hutzgüri auf die Palme

  05.02.2018 Baselbiet, Gesellschaft, Bezirk Sissach, Rothenfluh

Die Eingeborenen im Flecken unter der Roten Flue haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ihnen wenige Tage vor der Fasnacht Ungemach droht. Doch heuer war alles anders. Eine ganze Woche früher als erwartet fiel die wilde Horde in das Dorf ein, um sich gehörig mit Fressalien und  Hochprozentigem einzudecken.

Ein Verein, erfuhr der Nachtheuel, habe das Datum manipuliert. Da es im Oberloch, wo die Clique seit Jahrhunderten haust, weder Strom noch Zeitungen und erst recht kein Internet gibt, wissen die dortigen Höhlenbewohner auch nicht, was Fake-News sind. Denn die Gürianer kommunizieren mit den Eingeborenen tief unten im Tal nur über das nicht abhörsichere Busch-Telefon. Sollte das Beispiel mit dem Fälschen des Kalenders Schule machen, liess der Bott, der Sprecher des illustren Quintetts, durchblicken, werde dies für die Fehlbaren höchst unangenehme Folgen haben. Man werde es nicht mit dem Abdecken des Daches und dem Strecken der Katzen bewenden lassen, drohte er.

Item, die «Erwählten», die aus der Zeitung erfahren hatten, was zu tun und zu unterlassen sei, taten alles, um den Kopf möglichst unbeschadet aus der Schlinge zu ziehen. Sie füllten die Hutten und das Leiterwägeli der beiden Eierwyybli bereitwillig mit den erheischenen Gaben. Der Schärmuuser – er hält das Hutzgüri aus Sicherheitsgründen stets an der kurzen Kette – überreichte als Dank den Betroffenen Frauen eine Rose und den Mannen einen Flachmann. Beim Ramseier Kari, Dorfweibel und somit Amtskollege des Botts, ging das Geschäft mit dem Abgeben der Mausschwänze in die Hose. Denn Kari weigerte sich vehement, für den Schwanz einer Oberlochmaus, Länge gut und gern 65 Zentimeter, die Fangprämie cash auf die Kralle auszurichten. «Ich akzeptiere nur Schwänze der Schermaus», stellte der Weibel klar und verwies den Schärmuuser auf das Pfarrhaus, wo sich am Chüngelfutter auch die Mäuse schadlos halten. Apropos Chüngel: Dem Madörin René attestierte der Clan vorbildliche Tierzucht nach alter Schule bis hin zum Sonntagsbraten auf dem Küchentisch.

Vetternwirtschaft im Spiel?

«Also das mit der Güterregulierung hat sicher etwas mit Vetterliwirtschaft zu tun», meinte der Bott lautstark und wollte wissen, ob es wahr ist, dass dem Wyss Hans eine Neuzuteilung von ein paar hundert Hektaren überschrieben worden ist. Auch bei der Residenz von Gemeinderätin Sandra Thum glaubte der Bott wegen des riesigen Parkplatzes vis-à-vis Ungereimtes zu entdecken. «Der gehört der Gemeinde und hat mit uns nichts zu tun», rechtfertigte sich die Magistratin.

Stirnrunzeln löste auch der neue Holzpalast von «Volksstimme»-Mitarbeiterin Brigitte Erny aus. Viel höher als die Bauprofile sei das Objekt, behauptete das Hutzgüri und betrat mit dem eingebauten Holzschopf erstmals ein Haus ausserhalb seiner Höhle. «Wir haben extra wegen dir höher gebaut. Sonst hättest du draussen bleiben müssen», rechnete Brigitte dem Güri, geschätzte Körperlänge gut drei Meter, vor.

Nach weiteren Stationen bei Heini und Margrit Schweizer, Hildi Manka und Ramona Isler, Zimberhanse, hielt der Trupp ein letztes Mal in der Säge bei Kurt und Bea Muhmenthaler Einkehr, um Näheres über die legendären Brüügel zu erfahren, aber auch, um den Wirtsleuten für ihr jahrzehntelanges Dasein für die Gäste zu danken. Wie sie gekommen waren, kehrten die sonderbaren Gestalten dem Flecken den Rücken. Nachtheuel

 

In den falschen Hals geraten
nh. Der Nebensatz des Hutzgüri-Clans in der Zeitung, wonach es auch in Sissach ein Hutzgüri geben soll, aber «nummen e son es chlyyses», wirbelte in der Bezirksmetropole mächtig Staub auf. Flugs und erbost reiste eine hochkarätige Delegation sozusagen inkognito in den Flecken unter der Roten Flue, um sich das nächtliche Treiben vor Ort hautnah anzuschauen. «Nicht schlecht», urteilten die Beobachter in einem ersten Communiqué, was ihnen wohl weiteren Ärger ersparte. Um künftige Zwischenfälle zu vermeiden, luden die Zaungäste das Rothenflüher Hutzgüri zum Gegenbesuch nach Sissach ein.


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